ERASERHEAD
ERASERHEAD ist ein panisches Bild vom Verlust der symbiotischen Einheit in der Familie, eine überaus zornige Version eines revoltierenden Ödipus-Dramas: die Geschichte vom Kind, das von der Mutter zurückgewiesen wird, und das in eine seltsame Beziehung zum Vater in einen Kreislauf von Geborenwerden und Sterben gerät. Es ist, verstärkt nicht zuletzt durch den gewalttätigen Soundtrack, die filmische Simulation des Zustandes von Einsamkeit und Entfremdung. Schon mit den ersten Bildern hat Lynch uns in seine eigene Welt hineingezogen. In immer neue Räume zwischen Wirklichkeit und Traum, zwischen Leben und Tod, werden wir geführt; immer wieder geraten wir in die »inneren Räume«, in denen sich, wie in den schamanischen Praktiken, die gewohnte Logik der Zeit aufhebt und man zugleich nach vorn und zurück geraten kann, über den Tod hinaus und vor die Geburt zurück. Dieser seltsame Mythos, der in immer neuen Verkleidungen in Lynchs Filmen auftaucht, war so »verständlich«, dass sein Film gerade bei den jungen Zuschauern erfolgreich war. Lynchs Film, und auch das bleibt seiner weiteren Arbeit erhalten, bildete so etwas wie eine Verbindung zwischen »Kunst« und Popular-Culture. Seine bizarren Bilder lassen die Erzählweise des Kinos unangetastet, und seine Assoziationen entwickeln sich ohne dialektische Widersprüche. Aber gerade diese Mischung läßt die direkte Begegnung des Schönen und des Häßlichen, des Grausamen und des Poetischen in Lynchs Arbeit so subversiv erscheinen; die zornige Kraft dieser Geste, in der immer wieder die Innenseite des Mythos entdeckt wird, lässt sich in der Konvention Kunst nicht einsperren.
(Georg Seeßlen, filmzentrale.de).
ERASERHEADUSA 1977, R: David Lynch, B + Sch: David Lynch, K: Frederick Elmes, Herbert Cardwell, M: Fats Waller, D: John Nance, Charlotte Stewart, Allen Joseph, Jeanne Bates, Jack Fisk, s/w, FSK: 16, 90 Min, OmU
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