Derek Jarman
CARAVAGGIO
Die Verfilmung des bewegten Lebens des Frühbarock-Malers Michelangelo Merisi (1571-1610), nach seinem Geburtsort Caravaggio genannt. Dieser lebt in einer Dreierbeziehung mit dem schönen Dieb Ranuccio und dessen Frau, der Prostituierten Lena, die auch für einige seiner berühmtesten Bilder Modell stehen. Die Menage-à-trois endet mit dem tragischen Tod Lenas, und Caravaggio muss sein restliches Leben auf der Flucht verbringen. Während einer Sitzung löst Swinton als Lena das Kopftuch, die langen roten Haare fallen herab. Ihr Blick verändert sich, da ist eine Aura, eine Offenbarung, ein Schock. Von einer Sekunde zur anderen hat sich das Mädchen mit dem verdreckten Gesicht zur Ikone gewandelt. Und Caravaggios Pinsel lässt sie zu Maria Magdalena werden. » Alle Kunst«, sagt Derek Jarmans Caravaggio, »ist gegen die gelebte Erfahrung.« Tilda Swintons überhöhte Jarman-Figuren, ihre Madonnen, Königinnen und apokalyptischen Bräute wurden zur lebendigen Verkörperung dieses Satzes. Jarman geht es um ein Bekenntnis zur Künstlichkeit. Aber eben auch um die Sehnsucht nach konkreter Veränderung und Utopie. Swinton war das zeitlose Gesicht dieses wütenden Kinos, das immer beides wollte: den großen Referenzrahmen der klassischen Literatur und Malerei und die Einmischung ins Hier und Jetzt.
(Katja Nicodemus, viennale.at).
GB 1986, R: Derek Jarman, B: Derek Jarman, K: Gabriel Beristain, M: Simon Fisher Turner, Sch: George Akers, D: Nigel Terry, Dexter Fletcher, Sean Bean, Tilda Swinton, Michael Gough,
Garry Cooper, Nigel Davenport, Spencer Leigh, 93 Min, FSK: 12, OmU
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