Wie unpolitisch darf Sport sein?

DAS MÄDCHEN – WAS GESCHAH MIT ELISABETH K.?

Argentinien, 1977. Die Menschen leiden unter der Militärdiktatur, Regimekritiker werden zu Tausenden verschleppt, gefoltert, getötet. Auch die in der Hauptstadt Buenos Aires lebende deutsche Studentin Elisabeth Käsemann verschwindet im März unter mysteriösen Umständen. Die alarmierten Eltern wenden sich vergeblich an das Auswärtige Amt.
Die idealistische Professorentochter arbeitet als Sozialarbeiterin in den Slums. Als die Militärs 1976 putschen, schließt sie sich einem Netzwerk an, das vom Regime Verfolgte mit gefälschten Papiere außer Landes bringt. Und sie verliebt sich in den linken Journalisten Sergio Bufano. Er kann fliehen – mit dem letzten gefälschten Ausweis, den Elisabeth Käsemann fertigt. Am 8. März 1977 wird sie selbst in ein Folterlager verschleppt.
Die westdeutsche Regierung unter Helmut Schmidt sieht ein Jahr vor der Fußball-WM in Argentinien beim Ausrichter und wichtigen Wirtschaftspartner von jeglicher Intervention ab. Auch der Deutsche Fußballbund verschenkt die Chance, die junge Frau zu retten. Obwohl der Fall seit April in deutschen Medien bekannt ist, reist die Elf im Mai 1977 nach Argentinien.
Während Elisabeth Käsemann in Buenos Aires gefoltert und vergewaltigt wird, bereitet sich die deutsche Fußballnationalmannschaft auf ein Freundschaftsspiel vor. Mit diesem Spiel wollen die argentinischen Diktatoren der Welt die Sicherheit im Land des WM-Gastgebers demonstrieren und allen Vorwürfen wegen Menschenrechtsverletzungen entgegentreten. Einer der wichtigsten Partner dabei ist die Bundesrepublik, die mit der Militärdiktatur gute Geschäfte macht. Am 25. Mai 1977 wird Elisabeth Käsemann von der Junta hingerichtet. Am 5. Juni läuft die deutsche Elf in Buenos Aires auf und entscheidet das Spiel mit 3:1 für sich.
Erstmals äußern sich mit dem Fall Elisabeth Käsemann befasste Politiker wie die damaligen Staatsminister Hildegard Hamm-Brücher und Klaus von Dohnanyi, Sportler wie Karl-Heinz Rummenigge, Paul Breitner oder Sepp Maier sowie Überlebende und Zeitzeugen des Terrorregimes zu den Geschehnissen. So äußert sich auch der zu 22 Jahren Gefängnis verurteilte Gefängniswärter des illegalen KZ »El Vesubio«, Roberto Zeolitti, zu der Frage über Schuld und Verantwortung und einem Mord, der hätte verhindert werden können.
Warum weist die deutsche Regierung bis heute jede Verantwortung zurück? Und: Wie unpolitisch darf Sport sein? Der neue Dokumentarfilm des mehrfachen Grimmepreisträgers Eric Friedler stellt Fragen von beklemmender Brisanz. (daserste.de).

D 2014, R: Eric Fiedler, B: Eric Friedler, Silke Schütze, K: Thomas Schäfer, Sch: Sophie Kill, Besetzung: Paul Breitner, Hellmuth Karasek, Hildegard Hamm-Brücher, Klaus von Dohnanyi, Helmut Schön, Hermann Neuberger, 75 Min, Dokumentarfilm

Eintritt frei

kino achteinhalb: DAS MÄDCHEN – WAS GESCHAH MIT ELISABETH K.?

Trailer

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Brillanter investigativer (Fernseh-)Dokumentarfilm, der über den tragischen Fall hinaus Fragen nach der Verantwortung von Politik und Sport bei der Vergabe von Großveranstaltungen an totalitäre Staaten stellt.

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