Figuration des Weiblichen in der Nouvelle Vague
LES BONNES FEMMES – DIE UNBEFRIEDIGTEN
1 Einführung: Dr. Florian Henke, Romanistik, Universität des Saarlandes
Langsam, genau, fast ohne äußere Handlung dringt diese Filmstudie in das Alltagsleben junger Verkäuferinnen ein, um deren seelische Verfassung freizulegen. Der Befund: Langeweile, scheiterndes Verlangen nach Glück, ein möglicher Hoffnungsrest. Ein gleichermaßen von sozialem Empfinden und kühler Mitteilungskunst gekennzeichneter Film, ernsthaft und überzeugend inszeniert, fern von jeder Spekulation. (StudioCanal)
Jane, Ginette, Rita und Jacqueline arbeiten in einem Pariser Haushaltswarengeschäft (in das sich nie ein Kunde zu verirren scheint). Mitleidlos-spöttisch beobachtet Claude Chabrol Szenen aus dem Leben der vier jungen Angestellten, folgt ihnen durch ihre Tage und ihre Nächte, zeigt ihren Überdruss und die triste Banalität ihrer Träume, ihre Enttäuschungen und ihre inkonsequenten Fluchtversuche aus dem lähmenden Alltag, ihre Blindheit und ihr zielloses Warten darauf, dass etwas geschieht, dass einer kommt, ein Retter, ein Prinz. Die Männer sind indes nicht besser: Wenn frau nur an geile Nachsteller, an exzentrische Lustgreise, an bornierte Kleinbürger gerät, kann sie von Glück sagen. DIE UNBEFRIEDIGTEN, gleichermassen überscharfe Verhaltensstudie und satirisches Gesellschaftsbild, verschränkt eine Komödie der Irrungen mit einem Trauerspiel der Flausen, lässt ein tristes Kaleidoskop der Beziehungslosigkeit rotieren, übt beissende Kritik an der Akzeptanz erstarrter Geschlechterrollen: Ohne Bewusstwerdung gibt es keine Liebe, nur fade Erotik oder naive Fantasien oder sonderbare Fetische oder Schlimmeres. (Sebastian Schubert, KinoTageBuch)
LES BONNES FEMMESF/I 1960, R: Claude Chabrol, B: Claude Chabrol, Paul Gégauff, K: Henri Decaë, Sch: Gisèle Chézeau, Jacques Gaillard, D: Bernadette Lafont, Clotilde Joano, Stéphane Audran, FSK 16, 90 Min, OmU
Unsere Kooperationspartner:
Romanistik, Universität des Saarlandes