Figuration des Weiblichen in der Nouvelle Vague
DIE LIEBE AM NACHNMITTAG
1 Einführung: Dr. Florian Henke, FR Romanistik, Universität des Saarlandes
Eigentlich ist Frédéric glücklich verheiratet. Seine Frau Hélène erwartet ihr zweites Kind, und auch wenn er hin und wieder von anderen Frauen träumt, glaubt er fest an seine Ehe. Dann jedoch erscheint völlig unerwartet eine alte Bekannte auf der Suche nach einem Job in seinem Büro. Chloé lebt in den Tag und genießt ihre Freiheit. Wider Willen verwickelt sich Frédéric in eine Affäre und stürzt in eine tiefe Sinnkrise: Plötzlich erscheint ihm seine perfekte Ehe immer fragwürdiger… (Verleih)
Rohmers Kunst des Dialogs ist eine der Konversation und nicht des Tiefsinns, mehr Rhetorik als Philosophie. Dabei aber auch von genialer Einfachheit im Entwurf der Szenarien, man nehme nur die so simple wie intrikate Konstellation von DIE LIEBE AM NACHMITTAG: Frédéric liebt seine Frau und fühlt sich doch von der irrlichternden Chloe angezogen. Rohmer treibt das Dilemma auf einen Moment der Entscheidung zu, verleiht dem Ganzen dadurch beträchtliche Spannung und bleibt dabei doch immer der zurückhaltende Beobachter der sich entfaltenden Comédie humaine. Wie stets im Kontext der „Nouvelle Vague“ ist der Realismus keine Sache der Illusionierung, viel eher der Dokumentation von Gesten und Stimmen, Bewegungen und Tonfällen der Darsteller. Man sieht nicht der Farbe beim Trocknen, sondern den Akteuren beim Sprechen, beim Denken, beim Verführen und Verzagen zu. Die Einstellung selbst bietet dazu den beinahe neutralen Hintergrund. Die Mittel sind reduziert auf das Notwendige, was nur heißt: Jede Kamerabewegung, jeder Schnitt, jeder Zoom ist ein einfacher filmischer Gedanke, vom Inhalt nicht zu trennende Form. (Ekkehard Knörrer, TAZ)
L’AMOUR L’APRÈS-MIDiF 1972, R: Éric Rohmer, B: Éric Rohmer, K: Néstor Almendros, Sch: Cécile Decugis, D: Bernard Verley, Zouzou, Daniel Ceccaldi, FSK 12, 98 Min, OmU
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Romanistik, Universität des Saarlandes