LOST HIGHWAY
LOST HIGHWAY sperrt sich radikal gegen konventionelle Erzählmuster, stürzt durch die Auflösungen von Raum- und Zeitbegriffen in tiefe Irritationen und entläßt mit einem schweren mentalen Rumoren im Bauch, das zur Auseinandersetzung förmlich zwingt. Teil eins führt in eine licht- und freudlose Wohnhöhle, das düs-tere, halbleere Domizil Fred Madisons und seiner brünetten Frau Reene. Der Jazzsaxophonist verlässt die depressive Trutzburg nur für kurze, ekstatische Konzertauftritte, weil ihn krankhafte Eifersucht zerfrisst. Bis mysteriöse Videobänder vor der Tür liegen, die das Paar schlafend im Ehebett fixieren und Freds Argwohn auf einer Party zusätzliche Nahrung erhält. Die apathische Renee blüht angesichts eines Mannes namens Andy auf, den sie einen alten Schulfreund nennt, und Fred begegnet einem mysteriösen, gnomenhaften Fremden, der ihm via Telefon glaubhaft demonstriert, zur selben Zeit in Freds Wohnung zu sein. Am nächsten Morgen wird Fred wegen Mordes an Renee verhaftet. Anderntags sitzt der junge Mechaniker Pete Dayton an seiner Stelle in der Zelle, von Fred keine Spur. Man kann sich Lynchs Film natürlich, wie allen seinen Arbeiten, als einer Reise ins Unheimliche überlassen, als eine Art zeitgenössischem Purgatorium, das den Zusammenhang von Sex, Gewalt und Tod in zeitnahen Bildern reflektiert, Märchenbilder für Erwachsene. Doch Lynchs Kunst besteht auch darin, Fußangeln auszuwerfen, die sich festhaken und ins Bewusstsein drängen.
(Josef Lederle, FILMDienst, 1997)
USA 1997, R: David Lynch, B: David Lynch, Barry Gifford, Deepak Nayar, K: Peter Deming, M: Angelo Badalamenti, Rammstein, Sch: Mary Sweeney, FSK 16, 135 Min, OmU
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