CLOSE TO YOU
Sam lebt seit vier Jahren in Toronto und war seit seiner Transition nicht mehr in seinem Heimatort Cobourg. Zum Geburtstag seines Vaters macht er sich nun auf den Weg dorthin. Er hat Angst vor der Reise, weil die Trennung damals nicht gut verlief und weil er keine Lust auf dumme Kommentare und neue Verletzungen hat. Im Zug nach Hause trifft er Katherine, eine alte Freundin aus der Highschool, die selbst mit Geistern aus der Vergangenheit kämpft – und für Sam noch immer tiefe Gefühle hat. (Salzgeber)
Der Film begnügt sich nicht damit, die diversen Irritationen anzusprechen und dann wohlwollend aus dem Weg zu räumen. Er ist nicht an falschen versöhnlichen Tönen interessiert. Allerdings führt er Sams Familie auch nicht vor. Die Hilflosigkeit der Mutter wird ebenso empathisch gespielt wie der pragmatischere Ansatz des Vaters. Zugleich wird nachvollziehbar, weshalb Sam Abstand von der Familie brauchte – und weshalb Wut in ihm hochkocht, als von ihm indirekt erwartet wird, die Feindseligkeit seines Schwagers Paul um des Familienfriedens willen hinzunehmen und hier einfach mal »drüberzustehen«. Elliot Page liefert eine hervorragende Leistung. Das Schlagfertige und Aufbegehrende, das er in früheren Rollen an den Tag legte und das ihn zu Recht berühmt machte, steckt immer noch in ihm. Hinzu kommt eine eindrückliche Offenheit und Verletzlichkeit, die Close to You zu einem wunderbaren Kino-Comeback werden lässt. Wie der Titel bereits sagt, lässt uns der Film ganz nah heran – und demonstriert in den Interaktionen zwischen seinen Figuren, wie schwierig es sein kann, sich mit Nähe auseinanderzusetzen. (Kinozeit)
CDN/UK 2023, R: Dominic Savage, B: Dominic Savage, K: Catherine Kutes, CSC, Sch: David Charap, M: Dominic Savage & Oliver Coates, D: Elliot Page, Hillary Black, Peter Outerbridge, FSK 6, 100 Min, OmU